Fraktionssprecher im Kreistag Rhön-Grabfeld
Fraktionssprecher im Stadtrat Bad Neustadt

Stellungnahme Klimaschutzkonzept Landkreis Rhön-Grabfeld


Mrz 05, 2022
Bastian Steinbach

Sehr geehrte Frau Wolf,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

obwohl die Diskussion in der CSU-Fraktion über die Details und die zu behandelnden Themen eines Klimakonzeptes noch nicht gänzlich angeschlossen sind, halten wir ein solches strategisches Konzept für einen sehr bedeutenden und tragenden Baustein, um in unserer Region Klimaschutz stärker in den Fokus des Gremiums, der Verwaltung aber vor allem auch der Menschen vor Ort zu rücken.
Die CSU möchte das in die Tat umsetzen und nicht nur theoretisch-graue Konzepte für die Schublade ausarbeiten – dafür ist das Thema zu wichtig! Zwar sind besonders hier die Förderrichtlinien schwer zu greifen, aber da müssen wir uns zusammen mit der Verwaltung einfach „durchbeißen“.
Vorneweg: Wir halten das „Vorreiterkonzept“ für das probate Mittel. In seinem Rahmen werden Ist-Analysen, bei denen wir Sie bitten, steuernd mit Ihren Kolleginnen und Kollegen aus der Verwaltung zusammenzuarbeiten, ein ganz entscheidender Baustein sein.
Im Anschluss und (evtl. im Nachgang) würden wir die beiden Fokuskonzepte Wärme- und Kältenutzung und Mobilität auf den Weg bringen wollen.

Betrachtet werden sollen aus unserer Sicht im Einzelnen bei der Ist-Analyse:

I. Flächen, die momentan in Programmen eingebunden sind
II. Liegenschaften (bebaute Grundstücke, Bewertung der einzelnen Gebäude und finanzieller Spielraum für eine Aufwertung)
III. Freie Grundstücke (Photovoltaikanlagen, Windkraftanlagen, Umspannwerke, strategische Leitungsführung, Schnellladepunkte, Standort zur Wasserstoffherstellung und die Errichtung einer Wasserstofftankstelle)

Grundsätzlich sollte dabei betrachtet und ausgewertet werden, ein paar Beispiele:

  • Wo wird viel Energie in Form von Strom, Wärme, Kälte, Druckluft etc. benötigt?
  • Wie viel davon wird im Landkreis bereits regenerativ erzeugt?
  • Wann und zu welchen Tageszeiten haben wir Energieüberschuss?
  • Wo wird Energie bereits gespeichert, wo gibt es sinnvolle Speichermöglichkeiten für o. g. Energie? Werden Speicher bereits gemeinschaftlich genutzt, z. B. in Wohngebieten, Gewerbegebieten, an Ladestationen und anderen Orten mehr?
  • Wie ließen sich durch gemeinschaftliche Betrachtungen und neue Technologien Lastspitzen glätten? (Smart Grid, Energiemanagement, Systeme für Großverbraucher, usw.)
  • Durch welche Maßnahmen könnte der Energieverbrauch generell gesenkt werden? Wo ist das
    größte Einsparpotential?
  • Wie könnte überschüssige Energie sinnvoll genutzt werden? Z. B. in Trocknungsanlagen
    (Klärschlamm, Holz, Produktionsbetriebe, Schwimmbäder etc.)
  • Welche Gebäude sind die effizientesten/welche am wenigsten effizient im Betrieb (Erstellung
    eines „Rankings“)? Bei welchen Liegenschaften sind durch einfache Maßnahmen
    Verbesserungen möglich?
  • In welchen Bereichen und auf welchen Gebäuden könnte Photovoltaik genutzt werden und
    sofort am Standort selbst verbraucht oder gespeichert werden?
  • Wo könnten (in neuen Wohngebieten) weitere Nahwärme-/Kaltwärmenetze entstehen?
  • Wo ließen sich Windparks realisieren?
  • Ist es wirtschaftlich, aus überschüssigem Strom Wasserstoff zu produzieren und diesen im
    Landkreis zu verbrauchen (Grüner Wasserstoff)?

Im Weiteren sollen in enger Abstimmung mit dem Umweltausschuss die Konzepte konkretisiert werden und daraus Best-Practice-Beispiele in und auf Liegenschaften entstehen, auf die der Landkreis schnellen Zugriff hat.

Und: Wie aus unseren zahlreichen Wortmeldungen in der Fraktionssitzung hervorgegangen ist, ist es uns sehr wichtig, dass die aktuellen Akteure vor Ort eingebunden und in einem „Strategienetzwerk“ zusammengebracht werden. Die Projekte sollen – soweit es geht – im Landkreis und seinem direkten Umfeld bleiben, was mit Sicherheit zu einer größeren Wertschöpfung im Landkreis führen wird!

Es ist uns aber bewusst, dass ein Blick von außen, ein Blick von Fachleuten – auch im Hinblick auf komplexe Förderverfahren – notwendig ist. Dieses Know-How sollten wir abschöpfen sofern dafür ausreichend Fördermittel zur Verfügung gestellt werden.
Wenn alle Fraktionen beteiligt sind, wird eine Vielzahl an Ansätzen zum Klimaschutz und Ideen für eine gute Zukunft dabei herausspringen. Auch in Anknüpfung an die Klimakonferenz sollten weitere Veranstaltungen folgen. Je nach Konzeption könnte dies auch als kleinere Themenwoche – und diese auch an verschiedenen Orten – stattfinden. Wir meinen, dass hier sowohl die Kommunen mit ihren Verwaltungen und Eigenbetrieben als auch die Unternehmen voneinander lernen müssten. Vor allem sind die verschiedenen „Best-Practice- Beispiele“ aus der Region probate Mittel, um neue Wege aufzeigen zu können.

Mitmachen und einfach „dabei sein“: Wichtig ist aus unserer Sicht vor allem, dass kurzfristige, mittelfristige und langfristige Themen behandelt werden und – gänzlich ohne den unbeliebten erhobenen Zeigefinger – die Akteure Lust verspüren, Ihren ganz persönlichen Beitrag für den Klimaschutz zu leisten. Deshalb braucht es auch kleine aber hochwirksame „Mitmach-“ oder „Nachmach-Maßnahmen“, verbunden mit weitreichenden, langfristigen und nachhaltigen Aktionen, bei denen wir weit über die Landkreisgrenzen hinausschauen sollten.

Packen wir´s gemeinsam und vor allem zeitnah an – es ist wirklich eine Thematik von überragender Bedeutung!

Bastian Steinbach
für die CSU-Kreistagsfraktion

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